Anfrage zur insektenfreundlichen Gemeinde

Hier meine Anfrage vom 23.8. 2020 zur Umsetzung des Beschlusses der insektenfreundlichen Gemeinde

Auf Initiative der Fraktion Neues Forum/Grüne/Feuerwehr hat die Gemeindevertretung 2017 beschlossen, eine insektenfreundliche Gemeinde zu sein. Die Stadt Erfurt gestaltet seit drei Jahren ihre Parks und Freiflächen ebenfalls ökologisch um. Von den knapp 240 Hektar städtischer Grünflächen in Erfurt sind mittlerweile 44 Prozent “umgebaut” und werden nur noch einmal im Jahr gemäht. (Quelle: https://www.mdr.de/thueringen/mitte-west-thueringen/erfurt/bluehwiesen-stattkurzem-rasen-102.html)

Deshalb frage ich Sie:
1. welcher Prozentsatz der öffentlichen Flächen in Schöneiche ist vor bzw. seit 2017 insektenfreundlich gestaltet worden?
2. Wie wirkt sich der Umbau der Grünflächen auf den Einsatz von Arbeitszeit und Mitteln des Bauhofs aus?
3. Welche Weiterentwicklung ist für 2021 geplant?

Und hier die Antworten des Bürgermeisters:

Zu 1.
Ausgangspunkt für die Beurteilung der insektenfreundlichen Gestaltung einer Grünfläche ist vor allem die Annahme, dass die Anzahl der Mahd-Durchgänge verringert wird, so dass die Kräuter und Stauden zur Blüte gelangen und sich versamen können.
In diesem Sinne wurde die Anzahl der Mahd-Gänge für viele Grünflächen seit dem Jahr 2017 kontinuierlich verringert, von früher 4 auf gegenwärtig 2 Durchgänge. Stand Mitte August 2020 sind alle öffentlichen Grünflächen nur 1x gemäht worden. Der größte Teil dieser Flächen wird bis zum Herbst auch noch ein zweites Mal gemäht. Nach Möglichkeit werden die meisten Flächen selektiv gemäht, das heißt, nach Besichtigung werden blühende Teilflächen ausgespart/ erhalten oder es werden generell Saumflächen entlang von Gehölzrändern oder unter Baumstandorten belassen. (Beispiel siehe Jägerpark).

Bankettflächen mit Versickerungsmulden (Straßenbegleitgrün) werden öfter gemäht, damit ihre Funktionsfähigkeit erhalten bleibt.
Außerdem sollen alle Möglichkeiten genutzt werden, um Sommer- und Frühjahrsblumen- zwiebeln zu pflanzen. Sie haben einen hohen Wert als Insektenweide und sind außerdem pflegearm. Die Anzahl der Flächen, die dafür in Frage kommen ist allerdings begrenzt, da viele Flächen verschattet und stark durchwurzelt sind.

Eine Prozentzahl kann ich Ihnen in Ermangelung vorliegender Daten leider nicht mitteilen.

Zu 2.
Der Umbau der Grünflächen, wie zuvor beschrieben, hat keinen Effekt im Sinne einer erwarteten Zeitersparnis oder einer Ersparnis von Arbeitsmitteln. Da die Menge an Schnittgut bei einer nur zweimaligen jährlichen Mahd sehr viel größer ist, muss jede Fläche zweimal bearbeitet werden. Das heißt, der sog. Mulchmäher fährt zuerst mit einer hohen Einstellung der Schnitthöhe über die Fläche und dann nochmals mit einer niedrigeren Einstellung. Ggf. muss das Schnittgut aufgenommen und entsorgt werden, da es in so großer Menge nicht auf den Flächen verbleiben sollte. Einige Flächen werden zuerst mit dem Freischneider und danach noch einmal mit dem Rasenmäher bearbeitet.
Die größere Höhe des Aufwuchses führt in der Tendenz zu einem höheren Verschleiß, d.h. zu erhöhten Reparaturkosten für die Arbeitsgeräte.

Zu 3.
Eine weitere Verringerung der Mahd-Häufigkeit ab 2021 ist nicht geplant, um die Akzeptanz des Pflegezustands nicht zu beeinträchtigen. Es wird davon ausgegangen, dass auch in den nächsten Jahren ein Niederschlagsdefizit zu erwarten ist, so dass der Aufwuchs dadurch geringer ist, als in Jahren mit ausgeglichener Regenbilanz.
Es werden weitere Möglichkeiten genutzt, um geeignete Flächen mit Frühjahrs- /Sommerzwiebeln zu bepflanzen.

Anfrage zur insektenfreundlichen Gemeinde

Hier meine Anfrage vom 11. Mai, wie wir den Beschluss zur Insektenfreundlichkeit umgesetzt haben.

Auf Initiative der Fraktion Neues Forum/Grüne/Feuerwehr hatte die Gemeindevertretung 2017 beschlossen, eine insektenfreundliche Gemeinde zu sein. Ein Jahr später fand ich es interessant, zu sehen, wie weit wir gekommen sind. Hier die Fragen:

  1. für welche öffentlichen Flächen ist seitdem eine insektenfreundliche Bepflanzung neu entwickelt worden? Für welche gab es vorher schon eine?
  2. Welche öffentlichen Flächen werden seitdem seltener gemäht (Richtlinie 2 x pro Jahr)?
  3. Wann wurden die Mitarbeiter des Bauhofes zum Thema Bienen im Zusammenhang mit ihrer Pflanz- und Mähtätigkeit geschult? 
  4. Ist der Verwaltung bekannt, ob auf landwirtschaftlichen Flächen im Bereich der Gemeinde und im Bereich er SRS Unkrautvernichtungsmittel, insbesondere Neonikotinoide oder Glyphosat eingesetzt werden? Falls ja, sieht die Verwaltung Möglichkeiten, diese Benutzung einzuschränken oder durch geeignete insektenfreundlichere Alternativen zu ersetzen?

Und hier die Antworten des Bürgermeisters:

1. Der Schwerpunkt der Umsetzung des Beschlusses lag bzw. liegt in der Veränderung der Häufigkeit der Mahd.

Eine neue insektenfreundliche Bepflanzung ist für die sog. „Wildblumenwiese“ an der Goethestraßein Vorbereitung. Hier wurde zunächst jegliche Mahd eingestellt. Im Herbst sollen 3 kleinere Teilflächen mit Wildblumen angesät sowie einige bodendeckende Wildrosen angepflanzt werden. Außerdem sollen hier sogenannte Insektenhotels (Insektenhabitate) aufgestellt werden.

Vorher gab es insektenfreundliche Bepflanzungen bzw. Pflegekonzepte beispielsweise für Teile des Jägerparks, einen Teil der Wiese im Schlosspark sowie die zwei kleinen Wiesen hier direkt hinter dem Rathaus.

2. Die Gemeindeverwaltung (SB Grün, Tiefbau) und der Bauhof haben sich auf Basis des Beschlusses 417/2017 zur Mahdhäufigkeit von insgesamt 50 Flächen in der Ortslage als verbindliche Arbeitsgrundlage für den Bauhof abgestimmt.

Dabei wurden folgende Kriterien beachtet:
Welches Potenzial weist die jeweilige Fläche als Lebensraum für Insekten auf?
Welche Anforderungen gibt es seitens der Verkehrssicherheit?
Welche ästhetischen Ansprüche gibt es?
Welche technologischen Bedingungen gibt es hinsichtlich des Arbeitsablaufs im Baubetriebshof?

Beispiele für Flächen, die seltener (1- 2mal jährlich) gemäht werden (sollen):

  • Straßenbegleitgrün Straße nach Münchehofe,
  • Fläche am Regenrückhaltebecken Stegeweg,
  • Grünflächen im Bereich der Dorfaue ab Priesterpfuhl bis zur alten Schmiede.
  • Schöneicher Straße – Flächen um das Regenwassersammelbecken am Fredersdorfer Mühlenfließ,
  • Teilbereiche im Jägerpark.

    3. Am 27. Februar fand eine ganztägige Schulung durch Mitarbeiter des Institutes für Bienenkunde Hohen Neuendorf sowie 2 ortsansässige Imker statt.

    4. Der Gemeindeverwaltung ist nicht bekannt, ob und wenn ja welche Mittel in welchem Umfang eingesetzt werden.

Kommentar: Der zweite Teil der ersten Frage wurde nicht beantwortet. Unsere Beschlussvorlage wurde damals umformuliert und klang dann so, als ob Insektenfreundlichkeit der Gemeinde schon länger wichtig gewesen wäre. Anscheinend war das aber nicht der Fall. 

Die Flächen, die jetzt seltener gemäht werden, sind ein Anfang – der große Wurf für die Insekten ist es nicht. Fünf Flächen von 50 werden erwähnt – das sind gerade mal 10%, davon eine Straße und ein Teil eines Parks. Da geht noch viel mehr, würde ich sagen.

Die Antwort auf Frage 4 ist ein Armutszeugnis für die Gemeindeverwaltung. Zumindest bei der SRS, wo die Gemeinde Miteigentümer ist, sollte das ja leicht herauszufinden sein. 

Vorreiter: Schöneiche ist pestizidfreie Gemeinde

Kleiner Spreewaldpark - natürlich pestizidfrei

Kleiner Spreewaldpark – natürlich pestizidfre

Das Umweltbundesamt führt im Juni eine Tagung zur pestizidfreien Gemeinde durch. Vom Bürgermeister erhielt ich dazu folgende Information:

“Durch den Baubetriebshof werden keine Pflanzenschutzmittel / Pestizide eingesetzt, insofern ist unsere Gemeinde „pestizidfrei”.

Bezüglich des sicherlich nicht immer problemfreien Bereiches der Unkrautbekämpfung arbeitet der Bauhof mit mechanischen oder thermischen Verfahren. Außerdem müsste der Einsatz von Herbiziden auch extra genehmigt werden.

Für eine private Anwendung im eigenen Garten bestehen hier die gleichen Auflagen. Die Anwendung auf Feldern und im Wald unterliegt anderen Auflagen.”

Schöneiche nimmt damit eine Vorreiterrolle ein. In vielen Gemeinden werden immer noch Pestizide zur Unkrautbekämpfung eingesetzt. Pestizide können Bienen und andere Wildtiere und -pflanzen schädigen und  auch auf unseren Tellern landen. Heute sind in Deutschland nur wenige Gemeinden pestizidfrei. Dazu gehören Münster, Saarbrücken und Tübingen – und Schöneiche.